Interview | CityBee

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Vilnius, Riga und Tallinn gelten als die drei Hauptstädte in Europa mit der höchsten Dichte an Carsharing-Fahrzeugen pro Kopf und Quadratmeter.

Einer der größten Player in diesen Märkten ist CityBee. Das vor zehn Jahren in Litauen gegründete Unternehmen gilt als einer der Pioniere in Sachen Carsharing. CityBee bietet in 17 baltischen Städten Fahrzeuge zur Kurzzeitmiete an. Seit 2021 summt es bei CityBee auch elektrisch. Wir sprachen mit CEO Kristijonas Kaikaris über Trends und Chancen im Carsharing.

Herr Kaikaris, warum ist Carsharing in den baltischen Staaten so beliebt?

Die Menschen hinterfragen zunehmend den Besitz eines Autos und dessen Unterhaltskosten, insbesondere angesichts der steigenden Inflationsrate. Einige Stadtbewohner haben sich daher gegen ein eigenes Auto und für Mobilitätslösungen wie Carsharing oder Autoabonnements entschieden, während andere beides kombinieren.

Was ist das typische Kundenprofil?

Bei unseren Kunden handelt es sich um Großstadtbewohner unterschiedlichen Alters, für die Bequemlichkeit und Flexibilität sehr wichtig sind. Normalerweise nutzen sie Carsharing-Dienste für kurze Fahrten, um schnell von A nach B zu kommen – insbesondere, wenn zwischen A und B Zwischenstopps eingelegt werden müssen, etwa beim Einkaufen. Wir verzeichnen aber auch eine Zunahme längerer Fahrten und haben deshalb Reisepakete eingeführt. Die ermöglichen es unseren Kunden, schon im Vorfeld zu sehen, wie viel sie für eine geplante längere Reise ausgeben müssen. Kunden wissen also beim Kauf des Pakets, wie lang und wie weit sie für einen festen Betrag reisen können.

Wie setzt sich ihr Fuhrpark zusammen?

Um den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden, bieten wir ihnen eine große Auswahl verschiedener Modelle an – vom Kleinwagen bis zum Premiumfahrzeug. Von der Marke Volkswagen haben wir aktuell Taigo, Golf 8, T-Cross, T-Roc und Crafter im Fuhrpark, aber auch der eCrafter spielt eine wichtige Rolle. Er war das erste elektrische Nutzfahrzeugmodell, das in den Fuhrpark von CityBee aufgenommen wurde und hat sich gut etabliert. Unsere Kunden nutzen ihn insbesondere für innerstädtische Transporte, wie zum Beispiel Umzüge. Wir stellen fest, dass immer mehr Kunden sich für die elektrische Option entscheiden, wenn sie ein Nutzfahrzeug benötigen.

„Unsere Kunden sind, genau wie die Mehrheit der Litauer, mit Volkswagen vertraut. Sie haben großes Vertrauen in die Marke und wissen, dass sie ein Qualitätsauto bekommen. Man könnte auch sagen, dass für Litauer Volkswagen der Standard für gute Fahrzeuge ist.“

Kristijonas Kaikaris

CEO CityBee

Stichwort eCrafter: Seit 2021 summt es bei CityBee auch elektrisch. Wie hoch ist der Anteil der Elektrofahrzeuge in Ihrer Flotte?

Elektroautos machen aktuell einen recht geringen Teil unserer Flotte aus. Die Elektrifizierung ist aber eines unserer strategischen Ziele. Wir planen eine vollständig elektrische Fahrzeugflotte bis 2030. Voraussetzung ist eine entsprechende Infrastruktur in allen Märkten, in denen wir aktiv sind – also aktuell in Estland, Lettland und Litauen. Wir werden also nicht sehr schnell sein können.

Wie steht es denn um die öffentliche Ladeinfrastruktur in Ihren Märkten?

Die Ladeinfrastruktur befindet sich in den baltischen Staaten derzeit erst im Aufbau. In Litauen gibt es bereits eine ganze Reihe von Ladestationen, Lettland und Estland sind aber etwas kleinere Länder in denen der Bedarf zur Zeit noch nicht so groß ist. Anders als in Litauen werden Elektroautos und Ladestationen dort auch nicht subventioniert. Deshalb geht der Infrastrukturaufbau im Baltikum leider noch nicht schnell genug. Vor allem fehlt es an Ladestationen in Wohngebieten oder sie funktionieren noch nicht einwandfrei. Bis zur vollständigen Elektrifizierung ist es also noch ein weiter Weg, und es bedarf großer Anstrengungen seitens der Unternehmen, der Regierungen und der Kunden.

Und wie stehen Ihre Kunden zu E-Fahrzeugen?

In unseren operativen Märkten gewinnen Elektroautos gerade erst an Aufmerksamkeit und Popularität – die Menschen lernen sie langsam kennen. Vor allem vor dem Hintergrund steigender Kraftstoffpreise und der Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen. Daher sind Trends noch nicht so leicht zu beurteilen. Aber natürlich sind Elektroautos für uns alle die Zukunft. Es geht schließlich darum, weitere Möglichkeiten zur Dekarbonisierung des Transportsektors und zur Lösung der globalen Klimakrise zu finden.

Welche Funktionen sind für Ihre Autokunden besonders wichtig?

Unsere Kunden nutzen das Auto nicht nur für kurze Fahrten, sondern auch für lange und manchmal internationale Fahrten, daher werden praktische Funktionen sehr geschätzt. Die Kunden schätzen das automatische Getriebe, die in den CityBee-Fahrzeugen installierten Apple Car/Android Auto-Systeme, den adaptiven Tempomat, die Rückfahrkamera, die Sitzheizung usw. Unsere Kunden schätzen Fahrzeuge mit höherem Ausstattungsniveau. Außerdem möchten sie so viele verschiedene Fahrzeugmodelle wie möglich ausprobieren.

Was sind die Kriterien, nach denen Sie die Fahrzeuge für Ihren Fuhrpark auswählen?

Wichtigstes Kriterium sind die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden. Anhand der Buchungen können wir einschätzen, welche Autos sie als attraktiv und komfortabel empfinden und welche ihren vielen unterschiedlichen Lebensgewohnheiten entsprechen.

Wie unterscheiden sich die Gesamtbetriebskosten (TCO) von Verbrennungsmotoren und E-Fahrzeugen in Ihren Märkten?

Die TCO sind fast gleich, wenn man die Subventionen für E-Modelle berücksichtigt. Allerdings sind Verbrennungsmotoren aufgrund der höheren Nachfrage für uns aktuell noch rentabler. In Lettland und Estland werden Elektrofahrzeuge nicht subventioniert. Derzeit sind E-Fahrzeuge noch recht teuer, da sie schneller an Wert verlieren. Da die Kraftstoffpreise jedoch weiter steigen, lohnt es immer mehr, auf E-Autos umzusteigen. Zudem führen viele Länder in der EU weitere Beschränkungen und Steuern auf schadstoffausstoßende Fahrzeuge ein.

Was sind die größten Herausforderungen für Fahrzeuge im Carsharing?

Die Fahrzeuge der Carsharing-Plattform sind nicht in Privatbesitz. Deshalb stehen wir vor der Herausforderung, unsere Flotte so zu erhalten, dass jeder Kunde vom Start seiner Fahrt bis zu deren Ende das bestmögliche Erlebnis hat. Wir müssen sicherstellen, dass jedes Fahrzeug in technisch gutem Zustand, sauber und sicher ist.

Was plant CityBee in der Zukunft?

Nachdem wir in den baltischen Staaten gut etabliert sind, planen wir, in den kommenden Jahren sowohl in bestehenden als auch in neuen Märkten aktiv zu expandieren. Wir glauben fest an unsere Vision, komfortable Carsharing- und Abo-Dienste anzubieten und damit auch zu grüneren Städten beizutragen.

Welche Rolle spielen die Fahrzeuge von Volkswagen in Ihren Plänen?

Volkswagen leistet einen wichtigen Beitrag zum Ausbau von Carsharing-Diensten und zur Entwicklung von Mobilitätslösungen. Wir wollen die Erwartungen unserer Kunden erfülen, die sich für die beliebtesten Marken im Markt entscheiden.

CityBee

CityBee bietet seit 2012 Carsharing-Dienste in Litauen an und zählt in dem Land heute rund 550.000 registrierte Nutzer. Seit 2019 ist das Angebot auch in Lettland und Estland verfügbar, inzwischen in insgesamt 17 Städten des Baltikums – unter anderem in Vilnius, Riga and Tallinn. Das Unternehmen gehört zur internationalen Modus Group, die derzeit in zwölf europäischen Märkten in den Geschäftsfeldern Erneuerbare Energien (Green Genius), Automobilvertrieb (15 repräsentierte, weltweit bekannte Marken) und Investmentfonds Management (Modus Asset Management) aktiv ist.

Stand: 12.12.2022

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